Veränderungen klug kommunizieren
Solche Tage erleben wir nicht oft. Ein neuer US-Präsident wird gewählt und eine Bundesregierung zerbricht. Beides steht in einem inneren Zusammenhang. Das Gute daran: Der ewige Streit der Ampel findet ein Ende. Ein guter Tag für dieses Land ist es trotzdem nicht, denn zu viele Unsicherheiten bleiben. Die größte ist die Frage, ob die neue Regierung die Kraft zu großen Linien und zu Richtungsentscheidungen aufbringt. Ihr Ziel kann nur sein, Deutschlands Abstieg aufzuhalten und das Land zu neuer Stärke zu führen. Das geht nur mit einer starken Wirtschaft. Und hier gibt es großen Handlungsbedarf.
Offen gestanden bin ich mir nicht im Klaren, ob allen politischen Akteuren die Größe der Aufgabe bewusst ist. Mir scheint, dass man noch zu sehr rückwärtsgewandt denkt. Wie sehr unsere Branche direkt und indirekt vom aktuellen Wandel und Umbruch betroffen ist, zeigen die Erwartungen und die aktuelle Geschäftslage für die kommenden Monate. Sie sind nicht gut. Einige Unternehmen bauen Arbeitsplätze ab, was auch uns Fach- und Führungskräfte betrifft. Uns ist klar, dass wir eine ganze Menge ändern müssen, damit wir auch morgen noch von Chemie und Pharma in Deutschland sprechen können. Wir müssen auf Innovationen setzen und Spitzenforschung und Spitzentechnologien vorantreiben. Wir müssen Produktionsablagen modernisieren und auf Digitalisierung und KI setzen. Wir müssen von der Politik gute Rahmenbedingungen einfordern, um möglichst viele Wertschöpfungsketten in Deutschland zu halten. Und wir müssen die Abwanderung von Fachkräften stoppen und möglichst viele neu gewinnen.
Für den VAA und uns als Fach- und Führungskräfte heißt das ganz persönlich, dass wir in unseren Unternehmen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die dramatischen Veränderungen aufklären, den Schwierigkeiten mit operativem Handeln begegnen und sie auf diesem Weg mitnehmen müssen. Dies gelingt nur durch Empathie und durch offene und transparente Kommunikation. Ohne kluge Kommunikation ist gute Führung nicht möglich. Die aktuelle Performance der Politik erfordert von den Fach- und Führungskräften eine stärkere gesellschaftspolitische Präsenz. Wir stehen vor der Aufgabe, nicht nur wirtschaftliche Ziele zu verfolgen, sondern auch ökologische und gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen.
Die Herausforderungen sind erheblich, doch die Chancen, die mit einer erfolgreichen Transformation einhergehen, sind es ebenso. Nachhaltige Chemie und Kreislaufwirtschaft bleiben im Fokus. Es wird notwendig sein, Technologien wie chemisches Recycling und emissionsarme Produktionsprozesse weiter zu etablieren, um die Klimaziele zu erreichen und das Image unserer Branche als umweltfreundlich zu stärken. Der Erwartungsdruck in Politik und Gesellschaft, aber auch in unserer Mitgliedschaft ist hoch: Effizienzsteigerungen und Kosteneinsparungen sind genauso gefragt wie die Förderung nachhaltiger Innovationen und die Begleitung der Belegschaft durch den Wandel. Wir alle sollten die Notwendigkeit des Wandels verstehen und als positiven Prozess wahrnehmen.