Befindlichkeit im Spiegel der Zeit
Zuweilen lassen die politischen Entwicklungen in Europa und der Welt den Menschen kaum Luft zum Atmen: Nach dem Schock ist vor dem Schock, lautet das gefühlte Motto. Auf die Europawahl folgt das Beben in Frankreich. Das kurze Innehalten nach dem schnellen, zivilisierten und vernünftigen Machtwechsel im Vereinigten Königreich, in dem man nach Jahren des Irrlichterns zum Common Sense zurückgekehrt ist, währte nicht lange. Denn das Theater um den Präsidentschaftswahlkampf in den USA hat in jeder Hinsicht das Zeug zum „Dealbreaker“ – auch wenn durch den Rückzug von US-Präsident Joe Biden und die Kandidatur seiner Vizepräsidentin Kamala Harris für die Demokraten ein neuer, leiser Schwung der Hoffnung durchs absurd anmutende Spektakel zieht.
Zurück zu Europa: Der Zustand der Ampelregierung lässt weiterhin zu wünschen übrig. Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine geht mit unerbittlicher Härte weiter. Ein echtes Ende der blutigen Eskalation in Nahost ist ebenso wenig absehbar. Kurzum: Das Krisenszenario und die Unsicherheit bleiben auf Dauer erhalten. Keine Zeit für Befindlichkeiten, möchte man meinen. Doch in diesen Zeiten ist es umso wichtiger, die Befindlichkeiten der Menschen genau zu kennen, auf die es in den Unternehmen ankommt.
Und das sind die Beschäftigten! Hier hat der VAA mit seiner Befindlichkeitsumfrage ein echtes Ass im Ärmel – ein verlässliches, für die Chemie- und Pharmabranche einzigartiges Barometer, das Jahr für Jahr die Stimmung der Fach- und Führungskräfte genau aufzeigt und, wenn nötig, den Finger schonungslos in die personalpolitischen Wunden legt. Dieses Jahr ist die konjunkturelle und industriepolitische Unsicherheit weiter gestiegen und spiegelt sich in der Personalarbeit der Unternehmen wider.
Trotz der erneut gesunkenen Durchschnittsnote und einigen deutlichen „Absteigern“ im Ranking gibt es nach wie vor positive Ausnahmen – Unternehmen, die von ihren Beschäftigten gute Noten erhalten. Das zeigt: Vernünftige Personalpolitik und strategisches Denken ist auch in der Krise möglich! Genau deshalb ist die VAA-Umfrage so wertvoll und unverzichtbar. Sie deckt Schwachstellen auf und zeigt Verbesserungsmöglichkeiten.
Stephan Gilow
Hauptgeschäftsführer des VAA