VAA-Jahrbuch 2020: Marktwirtschaft und ökologische Transformation
Die Coronakrise ist eine Herausforderung. Die Klimakrise auch. Sie geht in ihrer Bedeutung weit über Fragen des Klimaschutzes hinaus. Sie bedroht auch die Grundlagen von Freiheit und Wohlstand. Wie wollen wir in Zukunft wirtschaften, wie wollen wir leben? Mit diesen und anderen Fragen beschäftigt sich das VAA-Jahrbuch 2020.
Wir haben im Titel unseres Jahrbuchs von „Transformation“ gesprochen, weil wir denken, dass die bisherige Art unseres Produzierens und Konsumierens die natürlichen Lebensgrundlagen unseres Planeten untergräbt. Und nicht nur das, sie bedroht auch die Grundlagen von Freiheit und Wohlstand. Wir sprechen von „ökologisch“, weil es eine Transformation sein soll, die Klima, Arten, Meeresböden, Biodiversität und Weiteres schützt. Und wir setzen ganz bewusst „Marktwirtschaft“ an den Anfang, weil das marktwirtschaftliche System unserer Ansicht nach das beste ist, um diese Erneuerung in Richtung von mehr Nachhaltigkeit zu schaffen.
In einem ganz bestimmten Sinn hat die Coronakrise uns zu diesem Thema geführt. Denn sie hat sehr konkret und in durchaus bedrohlicher Form gezeigt, dass wir alle global betroffen sind. Sie hat uns vor Augen geführt, dass die Menschheit in einem Boot sitzt. Wir können klar erkennen, was auf dem Spiel steht. Bereits zuvor vorhandene wirtschaftliche, soziale und kulturelle Probleme treten deutlich hervor. All diese Aspekte treffen auch auf die Klimakrise zu. Sie betrifft uns ganz persönlich und auch sie erfordert den Einsatz von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, um mit ihren Folgen fertigzuwerden beziehungsweise schlimme Entwicklungen gar nicht erst eintreten zu lassen.
Auch die 30.000 Führungskräfte im VAA beschäftigen sich mit den Fragen nachhaltigen Produzierens und Wirtschaftens, manchmal sehr konkret in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen ihrer Unternehmen. So kommen im VAA-Jahrbuch 2020 der Verband der chemischen Industrie und die Unternehmen Bayer AG, Covestro AG, Lanxess AG und Boehringer Ingelheim mit ihren Antworten zu Wort.
Ohne Chemie wird es keine erfolgreiche Nachhaltigkeit geben. Und innerhalb der Chemieindustrie gibt es eine teils sogar öffentlich geführte Diskussion über Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Die größten Unternehmen sprechen von der Alternativlosigkeit einer ökosozialen Marktwirtschaft. Sie betrachten ihre Unternehmen als zentralen Akteur der Transformation. Einige Unternehmen fordern zum Beispiel, nicht nur an das Finanzkapital, sondern auch an das Sozialkapital und das Naturkapital zu denken und es in die Bilanzen einzubeziehen.
Ebenso gibt es Unternehmen in der Chemie, welche die Kreislaufwirtschaft als gesamtgesellschaftliches Großprojekt realisieren wollen. Allerdings weisen sie zu Recht darauf hin, dass dies nur möglich ist, wenn alle an einem Strang ziehen, nämlich Gesellschaft, Politik, Wissenschaft und Investoren. Auf jeden Fall ist aber auch der Staat gefordert. Er muss für gutes Ordnungsrecht sorgen. Das hat er schon in der Vergangenheit getan, zum Beispiel beim Grundwasserschutz. Das wird er auch in der Zukunft tun, zum Beispiel, wenn er anspruchsvolle Zielvorgaben bei innovativen Technologien setzt.
Wir vom VAA können dabei helfen, Thema und Lösungsvorschläge zu transportieren. Wir greifen die Fragen unserer Führungskräfte auf und wir können einen Beitrag zur Diskussion leisten. Und wir können auch den politischen Entscheidern Anregungen geben. Die hervorragendsten Köpfe aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft sind mit ihren Analysen und Vorschläge in unserem Jahrbuch vertreten: Claudia Kemfert, Michael Hüther, Peter Graf Kielmansegg, Klaus Töpfer, Ralf Fücks, Peter Hennicke, Özden Terli, Sabine Nallinger und Hans Joachim Schellnhuber, aber auch Europäische Kommission, Bundesregierung und Peter Kardinal Turkson aus dem Vatikan.
Gerhard Kronisch, Hauptgeschäftsführer des VAA
