Kreislauf mit Klasse
Krisen schärfen das Problembewusstsein und fördern die Änderungsbereitschaft der Menschen. In Zeiten der Coronapandemie ist dies insbesondere im Bereich der persönlichen und öffentlichen Gesundheitsvorsorge klar zu erkennen. Doch zu den Auswirkungen von COVID-19 gehört auch die zeitweilige Verdrängung anderer Probleme in den Hintergrund. Ein Beispiel: Durch die strikten Hygienemaßnahmen und die verstärkte Arbeit aus dem Homeoffice sind in den vergangenen Monaten die Kunststoffabfälle in Privathaushalten um etwa zehn Prozent gestiegen, hat der Grüne Punkt kürzlich festgestellt. Gleichzeitig ist die Nachfrage nach recyceltem Kunststoff aus Verpackungsmüll dramatisch eingebrochen. Für die Kreislaufwirtschaft und den Umweltschutz ist dies ein Schuss vor den Bug. Die Crux dabei: Betrachtet man den Lebenszyklus unterschiedlichster Produkte, tragen Kunststoffe eindeutig zur Ressourcenschonung und Reduktion von Treibhausgasen bei, ob durch die Verlängerung der Haltbarkeit von Lebensmitteln oder die Gewichtseinsparungen beim Transport. Ganz zu schweigen von den gerade zur Eindämmung der gegenwärtigen Pandemie notwendigen Hygieneerzeugnissen auf Kunststoffbasis.
Als erdölbasierte Produkte besitzen Kunststoffe hohe Heizwerte, weswegen ihre energetische Verwertung wirtschaftlich attraktiv ist und zur Einsparung primärer Energieträger beitragen kann. Allerdings werden die eingesetzten fossilen Rohstoffe dem Stoffkreislauf entzogen. Die chemisch wertvollen Moleküle sind aber viel zu schade, um einfach verbrannt zu werden. Man sollte sie vielmehr im Kreislauf halten, um daraus wieder chemische Produkte herzustellen. Was ist dann das gegenwärtige Problem beim Kunststoffrecycling?
Genau damit befasst sich das <link https: epaper.koellen.de vaa external-link-new-window external link in new>Spezial der aktuellen Ausgabe des VAA Magazins auf den Seiten acht bis 13. So viel vorweg: Polymer nicht gleich Polymer. Auch wenn sie für die meisten Verbraucher gleich aussehen: Verschiedene Kunststoffe verhalten sich bei Erwärmung ganz unterschiedlich. Deshalb besteht die Gefahr von Verunreinigungen in Form von Einschlüssen anderer Polymersorten.
Für eine nachhaltigere Zukunft ist es aber essenziell, dass mehr Altmaterialien und Abfälle als Ressourcen für neue Kunststoffprodukte eingesetzt werden. Dies sieht auch der neue Präsident des europäischen Verbandes der Kunststofferzeuger PlasticsEurope so. Dr. Markus Steilemann ist überzeugt davon, dass die Verbesserung der Kreislauffähigkeit von Kunststoffen über alle Anwendungen hinweg auch die Wettbewerbsfähigkeit und Wertschöpfung der Industrie stärkt. Dem ist nichts hinzuzufügen.
Steilemann ist zugleich auch CEO von Covestro. Das Leverkusener Polymerunternehmen hat in der aktuellen VAA-Befindlichkeitsumfrage erneut exzellent abgeschnitten und führt das Ranking schon zum wiederholten Male an – trotz Coronakrise, trotz wirtschaftlich sehr schwieriger Rahmenbedingungen. In diesem VAA Newsletter gibt es die <link internal-link internal link in current>Auswertung der Umfrageergebnisse. Es zeigt sich, dass vor allem in Krisenzeiten echte Klasse zum Vorschein kommt. Gut durchdachte Konzepte und klar kommunizierte Strategien werden von den Mitarbeitern auch in harten Zeiten honoriert. Gute Führung ist mitunter mit schwierigen Entscheidungen verbunden, zahlt sich aber am Ende stets aus.
Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.