Wirtschaftspolitik gegen Corona: Mit Kurzarbeit durch die Krise, mit Investitionen aus der Krise?

Dabei steht die Politik vor einem Dilemma: Einerseits müssen solche Maßnahmen zeitnah in die Wege geleitet werden, um größere Schäden durch einen langanhaltenden Abschwung zu verhindern. Andererseits könnte eine Stimulierung der Konsumnachfrage während der Coronapandemie gesundheitspolitische Maßnahmen wie Abstandsgebote und Kontaktreduktion konterkarieren. Oder mit geringer Wirkung verpuffen, weil die Zurückhaltung beim Konsum infolge der allgemeinen Verunsicherung auch durch Kaufanreize nicht überwunden wird.

Stattdessen muss der Staat investieren, und zwar wortwörtlich. Einen konkreten Vorschlag, wie so etwas aussehen könnte, gibt es bereits aus berufenem Munde: In einem <link https: www.boeckler.de pdf pm_imk_2020_05_07.pdf external-link-new-window external link in new>gemeinsamen Papier schlagen Vertreter verschiedener Wirtschaftsforschungsinstitute – darunter das gewerkschaftsnahe Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung und das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft – ein Investitionsprogramm vor, das die Schwerpunkte auf die Bewältigung der Dekarbonisierung, des demografischen Wandels und der digitalen Transformation legt.
Die Wirtschaftsforscher schlagen vor, dass der Staat Kredite aufnimmt, um gezielt private und öffentliche Investitionen in den Sektoren Gesundheit, Wohnen, erneuerbare Energie, emissionsarme Verkehrsinfrastruktur, digitale Infrastruktur und Bildung zu fördern. Also keine Subventionierung der Autoindustrie durch eine kurzfristige Abwrackprämie, sondern durch die gezielte Förderung von Elektroautos, Ladesäulen und die Batteriezellenproduktion.

Gleichzeitig muss der Welthandel wiederbelebt werden, damit die Vorteile der weltweiten Arbeitsteilung auch in Zukunft Wohlstand generieren können. Dafür müssen globale Lieferketten wiederhergestellt und zusätzliche Handelsbarrieren vermieden werden. Es muss aber auch darüber gesprochen werden, wo die <link https: newsletter.vaa.de ausgabe-032020 corona-und-die-weltwirtschaft-grenzen-der-globalisierung external-link-new-window external link in new>Grenzen einer Globalisierung liegen, damit sie dem Wohl möglichst vieler Menschen dient.

Diese Aufgaben sind allesamt nicht neu. Sowohl die Investitionslücke der vergangenen Jahrzehnte als auch die Notwendigkeit, die Globalisierung neu zu denken, standen bereits vor Corona auf der Tagesordnung. Die Krise zwingt uns jetzt dazu, diese Herausforderungen schneller anzugehen, aber sie bietet uns gleichzeitig auch die Chance dazu. Wir sollten sie nutzen.

Gerhard Kronisch, Hauptgeschäftsführer des VAA

Gerhard Kronisch

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