Energiewende: Ohne Netzausbau droht Scheitern

Für den Erfolg der Energiewende sind der Netzausbau, die Modernisierung des Kraftwerksparks und die Schaffung von ausreichend Speicherkapazität entscheidend. Das Expertenurteil einer energiepolitischen Diskussion am Vorabend der VAA-Delegiertentagung fiel

Der abstrakte Wille mag zwar da sein, doch die konkreten finanziellen Investitionsrisiken bleiben enorm. Stephan Kohler von der dena mahnte, dass beim gegenwärtigen Modernisierungstempo nach dem Abschalten der Kern- und Steinkohlekraftwerke die Kaltreserve in Gefahr sei. Tony Van Osselaer zufolge müssten beim Kraftwerksbau das Investitionsdilemma sowie das Grundlastproblem vordringlich gelöst werden. Wenig hilfreich sei hier die zweitrangige Behandlung der Kraft-Wärme-Kopplung. Beim Thema Grundlast differenzierte dena-Geschäftsführer Kohler: „Wir brauchen keine Grundlastkraftwerke, sondern eine gesicherte Stromversorgung für den Ausgleich von Photovoltaik und Wind.“ Vor allem neue Gaskraftwerke seien hierfür nötig. Man müsse regional differenziert zubauen.

Eine Energiewende zum Nulltarif ist ausgeschlossen. Am Ende des Weges stellt sich die Frage nach den Kosten und Preisen. Wer wird letztlich zur Kasse gebeten? „Die Stromverbraucher“, so die klare Antwort von Tony Van Osselaer. Und dazu gehöre auch die chemische Industrie. Neben den Personalkosten sei Strom schon jetzt der wichtigste Posten in Chemieunternehmen. „Wir brauchen eine globale Harmonisierung, sonst droht eine schleichende Verlagerung“, sagte van Osselaer mit Blick auf Investitionsverlagerungen ins Ausland.

Wird die Energiewende gelingen? „Wenn es so läuft wie zurzeit, dann werden die AKW bis 2022 nicht abgeschaltet“, stellte die atompolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen Kotting-Uhl fest. Die Zeit laufe zwar davon, aber man könne es noch packen. Davon zeigte sich auch Stephan Kohler überzeugt. Potenzial und technisches Know-how seien in Deutschland genug vorhanden. Vorsichtig zuversichtlich gab sich BMS-Vorstandsmitglied Tony Van Osselaer zum Ende der Runde: „Die Industrie ist wettbewerbsfähig. Lassen Sie uns die Energiewende zusammen vernünftig gestalten.“

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