Naturwissenschaftler: Ab 45 häufiger krank
Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle von Chemikern und Ingenieuren steigt im Alter ab 45 Jahren deutlich an. Gemessen an der Zahl der Arbeitsunfälle sind die Arbeitsplätze in der Chemie überdurchschnittlich sicher.
Das geht aus dem Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit (SUGA) für das Jahr 2009 hervor, den die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) im Februar veröffentlicht hat.
Über alle Branchen gesehen steigt die Gesamtzahl der Arbeitsunfähigkeitstage in Deutschland seit einigen Jahren wieder an. Die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 Versicherte hat sich von 98 im Jahr 2006 auf 114 im Jahr 2009 erhöht. Die durchschnittliche Dauer eines Arbeitsunfähigkeitsfalls betrug in beiden Jahren 12 Tage. Insgesamt war 2009 jeder Arbeitnehmer im Durchschnitt 12,8 Tage arbeitsunfähig. Das entspricht einer Gesamtzahl von 459,2 Millionen Arbeitsunfähigkeitstagen oder 1,3 Millionen Erwerbsjahren. Die BAuA schätzt den dadurch entstandenen volkswirtschaftlichen Produktionsausfall für 2009 auf insgesamt rund 43 Milliarden Euro.
Bei den Chemie- und Kunststoffberufen lag die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle 2009 mit 147 je 100 Versicherte in der Gesetzlichen Unfallversicherung deutlich über der der mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufsgruppe (Ingenieure, Chemiker, Physiker und Mathematiker) mit 88 Fällen.
Bei den Chemie- und Kunststoffberufen ist dabei kein wesentlicher Unterschied zwischen den unter 45-Jährigen und den Arbeitnehmern im Alter von 45 Jahren und darüber festzustellen (145 beziehungsweise 149 Fälle je 100 Versicherte). Der Unterschied bei der mathematisch-naturwissenschaftlichen Berufsgruppe fiel dagegen deutlich aus: Bei den unter 45-Jährigen lag die Fallzahl mit 74 deutlich niedriger als bei den Arbeitnehmern ab 45 Jahren. In dieser Altersgruppe betrug die Zahl der Arbeitsunfähigkeitsfälle 124 je 100 Versicherte.
Die durchschnittliche Dauer der Arbeitsunfähigkeit ist bei beiden Berufsgruppen stark altersabhängig. In beiden Gruppen war die Zahl der Tage pro Fall bei den Arbeitnehmern unter 45 Jahren deutlich niedriger als in der Altersgruppe ab 45.
Aus dem SUGA 2009 geht auch hervor, dass die Zahl der meldepflichtigen Arbeitsunfälle in der Chemie im Jahr 2009 bei 13 Fällen je 1.000 Vollarbeiter lag. Im Vergleich zum Durchschnitt aller Branchen von 26 Unfällen pro Jahr sind in der Chemie damit nur etwa halb so viele Unfälle zu verzeichnen.
Mit der Zahl der Vollarbeiter werden die verschiedenen Formen der Arbeitszeit wie Teilzeitbeschäftigung und Überstunden auf Beschäftigungsverhältnisse mit normaler ganztägiger Arbeitszeit umgerechnet. 1960 betrug die Zahl der Arbeitsunfälle in Chemie noch 109 Fälle je 1.000 Vollarbeiter. Seitdem ist sie kontinuierlich gesunken und hat 2009 den bislang niedrigsten Stand erreicht.
Für Ulrike Jansen, Pressesprecherin der Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI), kommt dieses Ergebnis nicht überraschend: „Die Chemische Industrie ist heute eine der sichersten produzierenden Branchen in Deutschland. Das liegt zum einen natürlich an den strengen Sicherheitsvorschriften, zum anderen aber vor allem daran, dass die Sensibilität und das Sicherheitsniveau in den Betrieben der Chemischen Industrie aufgrund der Brisanz der verwendeten Stoffe schon immer sehr hoch waren.“ Hinzu komme, so Jansen, dass die Unternehmen in den letzten Jahren und Jahrzehnten sehr viel in die Verbesserung der Technik und die Qualifikation ihrer Beschäftigten investiert hätten.