Standortsicherung durch Innovation
Die Gleichung ist so einfach wie ihre Auswirkungen fundamental sind: Die Schlagzahl in der Weltkonjunktur erhöht sich durch Globalisierung und Digitalisierung immer weiter, also verkürzt sich im Gegenzug die durchschnittliche Halbwertzeit bestehender Geschäftsmodelle und vorhandener Alleinstellungsmerkmale. Die einzig dauerhaft erfolgversprechende Antwort auf diese Entwicklung ist die Fähigkeit, sich immer wieder neu zu erfinden – ob als Unternehmen, als Branche oder als ganze Volkswirtschaft. Vorhandene Stärken zu nutzen und auszubauen, ohne sich darauf auszuruhen und am Ende vom Rad der Zeit überrollt zu werden.
Die deutsche Chemie- und Pharmabranche bringt für diese Herausforderung sehr gute Ausgangsbedingungen mit, insbesondere durch ihre hoch qualifizierten und hoch motivierten Fach- und Führungskräfte. Als Interessenvertretung dieser für den wirtschaftlichen Erfolg unserer Branche so unverzichtbaren Beschäftigtengruppe sieht es der VAA als seine Aufgabe an, solche Herausforderungen zu benennen und Handlungs- und Lösungswege aufzuzeigen.
In diesen Tagen geht das VAA-Jahrbuch 2016 zum Thema „Herausforderung Innovation“ in den Druck, das im November erscheinen wird. Auf die Frage, wie man eigentlich die richtigen Rahmenbedingungen für Innovationen schafft, liefert unser Jahrbuch eine vielschichtige Antwort. Denn einfache Patentrezepte greifen hier nicht. Wenn wir als deutsche Wirtschaft insgesamt und als Chemie- und Pharmabranche im Besonderen innovativ und damit im internationalen Wettbewerb erfolgreich bleiben wollen, brauchen wir einen umfassenden Ansatz: Die industriepolitischen Rahmenbedingungen müssen ebenso stimmen wie die Forschungspolitik und die Akzeptanz in der Bevölkerung für neue Technologien.
Eine fehlertolerante Kultur in den Unternehmen ist genauso wichtig wie die Bereitschaft, sich auf neue Entwicklungen wie die Digitalisierung der Produktion einzulassen. Bestehende Geschäftsfelder müssen effizient gemanagt werden, während gleichzeitig neue Geschäftsmodelle entwickelt und marktfähig gemacht werden müssen.
Innovationen systematisch zu fördern, ist also keine einfache Aufgabe, sondern ein ganzer Strauß an Herausforderungen, die angepackt werden müssen. Die richtige Ausgestaltung der industrie- und forschungspolitischen Rahmenbedingungen kann dabei nur durch die jeweiligen politischen Entscheidungsträger auf den Weg gebracht werden. Sie aufzuzeigen und einzufordern, ist und bleibt für den VAA und seinen politischen Dachverband ULA eine wiederkehrende Aufgabe.
Bei allen anderen Aspekten, die mit dem Thema Innovation im engeren und weiteren Sinne verknüpft sind, müssen wir dagegen auf uns selbst, die Führungskräfte schauen. Denn egal, ob es um gelebte Innovationskultur geht, um die erfolgreiche Leitung interkultureller Entwicklerteams oder die effiziente Entwicklung einer Idee bis zur Marktreife: Immer spielt Führung dabei eine zentrale Rolle. In diesem Sinne werden wir als Führungskräfte der chemisch-pharmazeutischen Industrie auch in Zukunft unseren Beitrag dazu leisten, die Chemie als Innovationsmotor einer wettbewerbsfähigen Volkswirtschaft am Laufen zu halten.
Dr. Thomas Fischer ist seit 2002
1. Vorsitzender des VAA.