Werte schaffen – und richtig investieren
„Der unterschätzte Herr Bock“ betitelte Handelsblatt-Autor Hans-Jürgen Jakobs Ende August einen Newsletter-Beitrag, mit dem er auf den Pay-for-Performance-Check seines Kollegen Dieter Fockenbrock aufmerksam machte. Dieses Ranking – erstellt vom Handelsblatt in Kooperation mit der Universität Göttingen – vergleicht die Bezahlung deutscher Top-Manager mit den Werten, die sie schaffen. BASF-CEO Kurt Bock steht bei dieser Aufstellung sehr gut dar, weil er nach Berechnungen des Handelsblatts pro verdientem Euro mit seinem Unternehmen mehr als 2.000 Euro an externen und mehr als 400 Euro an internen Werten schafft. Damit liegt er vor den Vorstandschefs von Unternehmen wie SAP und Daimler, bei denen das Verhältnis zwischen Vorstandsvergütung und Börsenkurs weniger positiv ist.
Das verdient Anerkennung – und ist zugleich kennzeichnend für unsere gesamte Branche. Die deutschen Chemiekonzerne sind in den Medien deutlich seltener präsent als etwa die Automobilkonzerne oder Softwaregiganten wie SAP. Nichtsdestotrotz sind sie äußerst erfolgreich und schaffen mit ihrem Erfolg Werte. Werte, die einerseits den Aktionären zugute kommen, andererseits aber auch in die Zukunft der Unternehmen reinvestiert werden. In noch stärker vernetzte Fabriken und Produktionslinien zum Beispiel, die zusätzliche Einsparungen bei Rohstoffen und Energie ermöglichen.
Die Digitalisierung der Prozessindustrie beginnt gerade erst – und in Zukunft wird die Entscheidung zwischen kurzfristigem Aktienkurs und langfristiger Reinvestition wohl häufiger auf die langfristige Perspektive fallen müssen.
Das gilt besonders für die Investitionen der Unternehmen in ihre mit Abstand wichtigste Ressource: die Mitarbeiter. Das Gespenst des Fachkräftemangels geht nach wie vor um. Und auch bei den Personalaufwendungen für die bereits vorhandenen Belegschaften gibt es Handlungsbedarf. So zeigt etwa eine Umfrage, die der VAA in Zusammenarbeit mit der TU Dortmund durchgeführt hat: Viele Fach- und Führungskräfte in der Chemie sehen im Bereich Digitalisierung hohen Weiterbildungsbedarf. Trotz der guten Zahlen und der günstigen wirtschaftlichen Aussichten bleibt also noch einiges zu tun, damit die „Performance“ unserer Branche und ihrer Vorstandschefs, aber auch ihrer Führungskräfte, in Zukunft weiter stimmt.
Gerhard Kronisch, Hauptgeschäftsführer des VAA