Mut zu Experimenten und Entscheidungen
In letzter Zeit bekommen sehr viele Menschen das ungute Gefühl, dass es dem Krisenmanagement der politisch Verantwortlichen zunehmend an Durchblick und Weitsicht, aber auch an echtem Entscheidungswillen mangelt. Strukturelle Defizite und sogar persönliches Fehlverhalten treten immer häufiger zutage. Kurzum: Es knarzt kräftig im politischen und gesellschaftlichen Gebälk. Mitten im zweiten Coronajahr ist dies eigentlich kein Wunder. Was wundert, ist die Tatsache, dass selbst Best-Practice-Beispiele aus Ländern wie dem Vereinigten Königreich oder den USA, die sich zum Jahresbeginn in einer tieferen Talsohle als Deutschland befunden haben, aber nun vor allem beim Impfen ordentlich aufs Gaspedal getreten haben, hierzulande nicht zu einem beherzten Umdenken führen. Jedenfalls sorgt die Strategie des „Weiter so“, gern ergänzt mit „Augen zu und durch“ und „Keine Experimente“, nicht unbedingt dafür, die Zeit bis zur langersehnten „Durchimpfung“ als gesunde Gesellschaft zu überbrücken.
Strategisches Denken braucht kluges, aber entschiedenes Handeln in der Krise, um nachhaltig erfolgreich zu sein. Und hier kommt es mehr denn je auf gute Führung an – und auf Führungskräfte, die Verantwortung übernehmen und dabei Vertrauen schaffen. Dazu habe ich mich vor Kurzem mit dem BASF-CEO Dr. Martin Brudermüller unterhalten, nachzulesen im aktuellen VAA Magazin.
Deutlich wird im Interview auch, dass die Chemieindustrie den Blick schon lange vor Corona auf innovative Technologien gerichtet hat und Zukunftsthemen gerade jetzt energisch in Angriff nimmt. Energie spielt bei den Bemühungen um den Klimaschutz eine Schlüsselrolle.
Es gibt es noch offene Fragen: Wie lässt sich etwa die Verfügbarkeit von Wind- und Sonnenenergie im System der Energieversorgung effizient absichern? Eine Möglichkeit bietet die Gasturbinentechnologie, denn Gaskraftwerke können flexibel und schnell hochgefahren werden. Das Problem: Erdgas ist ein fossiler Energieträger. Im <link https: epaper.koellen.de vaa external-link-new-window external link in new>Spezial des aktuellen VAA Magazins geht es darum, wie dieses Erdgas in den Kraftwerken auf lange Sicht durch Wasserstoff ersetzt werden könnte. Es zeigt sich: Mit Erfindergeist, Experimentierfreude und Mut zum Risiko werden Innovationen geschaffen, die den Weg aus Krisen der Gegenwart weisen können.
Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.
