Umbruch mit Konzept
Einmal mehr haben die turbulenten Entwicklungen der letzten Jahre gezeigt, wie sehr das Prinzip der Disruption und des Umbruchs als globaler Treiber an Dynamik gewonnen hat. Dies betrifft nicht nur die große Bühne der Welt- und Europapolitik, sondern auch die Ebene des industriellen Strukturwandels. Dieser Umbruch betrifft auch die Chemie- und Pharmaindustrie – denn die Digitalisierung schneidet tief bis in unternehmens- und abteilungsinterne Prozesse hinein. Neue Konzepte müssen her: für zukunftstaugliche Arbeitsmodelle, für den digitalen Wettbewerb und vor allem für ein smartes Innovationsmanagement. Solche Konzepte können beispielsweise neue, innovative Arbeitsumgebungen ermöglichen, die sich sogar in der Architektur einzelner Gebäudekomplexe und Büroräume widerspiegeln. Denn Gebäude können Katalysatoren und Symbole für eine neue Art und Weise der Innovationskreation sein. Genau damit beschäftigt sich das Spezial im aktuellen VAA Magazin. Erläutert wird unter anderem, wie Unternehmen durch Vernetzung und crossfunktionale Zusammenarbeit eine höhere Marktorientierung ihrer Innovationen erreichen können.
Nicht umsonst hat eine Innovationsstudie des Verbandes der Chemischen Industrie kürzlich die Verknüpfung von Produkten der Chemieindustrie mit digitalen Dienstleistungen als globalen Trend beschrieben, der systematische Lösungen erfordert. Was brauchen Unternehmen dafür? Kommunikative Fähigkeiten und hohe Sozialkompetenz – also die viel beschriebenen Soft Skills, die in der modernen Arbeitswelt immer wichtiger werden. Und für welche Angestelltengruppen werden eben diese Soft Skills, diese Schmiermittel der guten Führung immer wichtiger? Vor allem für die hochqualifizierten Fach- und Führungskräfte, also genau die außertariflichen und leitenden Angestellten, die im VAA ihre originäre Vertretung haben – und das schon seit genau 100 Jahren!
Schon damals, als sich der Budaci, aus dem der VAA hervorgegangen ist, gegründet hat, war klar zu erkennen: Wenn die angestellten Akademiker der chemisch-pharmazeutischen Industrie eine Stimme haben und mitgestalten können, dann trägt dies zur Bildung einer echten Sozialpartnerschaft bei. Einer Sozialpartnerschaft, die sich allen Krisen und Großwetterlagen zum Trotz – auch im Vergleich zu anderen Branchen der Industrie – durch eine außergewöhnlich vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit auszeichnet. Daher ist es nur folgerichtig, dass bei der Jubiläumsfeier zu <link internal-link internal link in current>100 Jahren VAA am 17. Mai in der Kölner Flora die Spitzenvertreter der Chemie-Sozialpartner zu Gast sein werden, um sich gemeinsam mit dem VAA auszutauschen.
Einen guten Austausch hat es Ende März auf der jährlichen VAA-Betriebsrätekonferenz in Mainz gegeben. Dort wurde offen, kritisch und lebhaft über neue Konzepte für den Umbruch im Arbeitsleben diskutiert. Auf der Konferenz wurde deutlich: Eine breit aufgestellte Akademikergewerkschaft kann sich am besten für den Schutz ihrer Mitglieder einsetzen, wenn alle Mitglieder der VAA-Community in den Betrieben gemeinsam an einem Strang ziehen. Das schließt die Werksgruppen ebenso ein wie die Mandatsträger in den Betriebsräten, Sprecherausschüssen und Aufsichtsräten. Denn nur dann wird aus guten Konzepten auch gelebte betriebliche Praxis.
Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.