Hubertus Stawik – seine Erfolgsformel ist der Konsens
Obwohl er über das Betriebsrats-Gen verfügt - bereits sein Vater war Betriebsrat bei Boehringer - Klassenkampf ist nicht sein Ding. Das kann man anders machen, war seine Devise. Man sieht es Hubertus Stawik, 59, sofort an, dass Überzeugungsarbeit im persönlichen Gespräch sein Weg zu tragfähigen Lösungen ist: „Entscheidungen, im Konsens erzielt, sind besser!“
Den Diplom-Agrar-Ingenieur mit wirtschaftswissenschaftlichem Schwerpunkt führte sein Berufsweg über eine Offiziersausbildung und Tätigkeit in einer vom Inhaber geführten Werbeagentur Anfang der 80er Jahre „wie ins Paradies zu Boehringer Ingelheim“. Endlich waren der Verdienst, die Arbeitszeit und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie vernünftig geregelt.
Transparenz ist möglich
Bereits 1984 wurde Hubertus Stawik in den Betriebsrat gewählt, gleich auch zum Vorsitzenden. Mit der von ihm initiierten, ersten anonymen Umfrage zur Zufriedenheit der Mitarbeiter brachte er einen Stein ins Rollen. Boehringer reagierte, es kam zu einem Gespräch zwischen Inhaber, Geschäftsführung und Betriebsrat. „Für die Mitarbeiter hatte dies positive Veränderungen zur Folge“, erklärt Stawik rückblickend. Oberstes Ziel für ihn war ein mehr an Transparenz. „Gerechtigkeit ist eine Illusion, aber Transparenz ist möglich“, so sein Fazit.
Auch während seiner mehrjährigen Berufsaufenthalte in Holland und Dänemark engagierte er sich vor Ort als Betriebsrat. Mitte der 90er Jahre wieder in den Bereich Tiergesundheit zurückgekehrt, übernahm er strategische Kommunikationsaufgaben beim Aufbau von Intra- und Internet.
Mit einer jährlichen Klausurtagung und speziellen Schulungen im Betrieb gab Hubertus Stawik immer wieder neue Impulse für die Arbeit des Betriebsrates. Als einen großen Erfolg der Betriebsratsarbeit sieht er den Abschluss einer Betriebsvereinbarung zur aufgabenorientierten Arbeitsgestaltung an. Nach einer Auswertung der Arbeitszeitstatistik von mehreren Jahren gilt seit Januar 2008 die Regelung einer zeiterfassungslosen Arbeitszeit sowie ein Bonus-Anspruch für alle Mitarbeiter. Bei der Betriebsversammlung Ende 2008 erzielte die Neuregelung 95% Zustimmung.
Ein bisschen stolz ist Hubertus Stawik auf sein „letztes Werk“ schon. Wenn er im April seinen wohlverdienten Ruhestand antritt, so weiß er, dass es noch genug Arbeit für die nächste Betriebsrats-Generation gibt, speziell zum Thema Gehaltstransparenz.
Zum VAA war Stawik 1980/81 gekommen, lange bevor er Betriebsrat wurde. Er hat die Schulungen des VAA regelmäßig genutzt und die fachkundige Beratung geschätzt.
Sein Engagement als Betriebsrat sieht er uneingeschränkt positiv und kann dies jüngeren Mitgliedern nur empfehlen: „Wer glaubt, Betriebsratsarbeit ist karriereschädlich, der irrt.“