Deutsche CEOs auf den Rängen

Entscheidungsprozesse im konsensualen kontinentaleuropäischen Modell sind z.B. weit weniger straff als im autoritär geprägten angelsächsischen. Untersuchungen des Instituts für Internationale Managementstudien an der Johannes Kepler Universität in Linz haben ergeben: Je höher und einseitiger die Ausrichtung eines Unternehmens auf den Aktienwert, desto geringer der Partizipationsgrad. Daher sind deutsche CEOs bei dieser einseitigen Bewertungsgrundlage per se im Nachteil. Die Komponente der Partizipation, die dem INSEAD-Ranking vollkommen fehlt, darf aber keinesfalls unterschätzt werden. Sie fördert das gegenseitige Vertrauen, steigert die Akzeptanz von Unternehmensstrategien in der Belegschaft und damit auch die Produktivität. Auch dies ist mittlerweile empirisch belegt.

Dualistische Unternehmensführung und betriebliche Mitbestimmung mögen vielleicht kurzfristig Entscheidungsabläufe etwas komplexer machen – langfristig tragen sie zur Stärkung der Wirtschaftskraft bei. Ein sorgsam austariertes Verhältnis von Vertrauen und Kontrolle zwischen Unternehmensführung, Führungskräften und Arbeitnehmern ist eine Voraussetzung erfolgreicher Corporate Governance. Ein guter CEO ist sowohl Shareholdern (Aktionären) als auch Stakeholdern (Interessenvertretern) verpflichtet. Zu letzteren gehören auch die Arbeitnehmer vor Ort, die ein ureigenes Interesse am Erfolg ihres Unternehmens haben.

Lassen wir uns also von einem Ranking, das mehr Fragen aufwirft als es Antworten gibt, nicht den Kopf verdrehen. Es ist nicht das erste und beileibe nicht das letzte dieser Art. Grund zur Freude liefert es nicht, aber letztlich treibt es mir keine zusätzlichen Sorgenfalten auf die Stirn.

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