Marktwirtschaft und ökologische Transformation
Die Coronakrise hat uns gezeigt, wie verletzlich die Welt ist. Innerhalb kurzer Zeit haben sich Lebensbedingungen der Menschen und die Rahmenbedingungen für die Wirtschaft weltweit verändert. Sie hat mehr oder weniger jede Regierung und jeden Einzelnen betroffen.
Das gilt in einem möglicherweise noch umfassenderen Sinn für die Klimakrise. Sie ist da und ihre Entwicklungen sind nicht mehr zu übersehen. 2019 war weltweit das zweitwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die vergangenen fünf Jahre sind die weltweit wärmsten. Das Grönlandeis geht massiv zurück. Der Eisschild der Insel schwindet um 250 bis 300 Milliarden Tonnen pro Jahr.
Die Zeit zum Handeln ist längst gekommen. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sind aufgewacht. Die Weltgemeinschaft hat sich auf der Klimakonferenz von Paris 2015 dazu bekannt, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius und möglichst unter 1,5 Grad Celsius gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu beschränken. Die Europäische Kommission hat mit ihrem European Green Deal ihre Prioritäten für die Jahre 2019 bis 2024 genannt. Sie will die EU zum ersten klimaneutralen Kontinent umgestalten.
Auch die chemisch-pharmazeutische Industrie hat sich des Themas bereits intensiv angenommen. Viele Unternehmen denken seit einiger Zeit darüber nach, wie man den Wandel zu mehr Nachhaltigkeit am besten gestalten kann.
Sie wollen zur „grünen“ Transformation beitragen, die eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung ist. Wissenschaft und Politik müssen mit der Wirtschaft an einem Strang ziehen, sonst kann die Aufgabe nicht gelingen. Nachhaltiges Wirtschaften kann nur erfolgreich sein, wenn Ökonomie, Ökologie und Soziales gleichrangig beachtet werden.
In welcher Form gehandelt werden muss, darüber gehen bei einem so entscheidenden Thema die Meinungen auseinander. Der VAA hat in seinem kürzlich erschienenen <link https: www.vaa.de fileadmin inhalte publikationen jahrbuch vaa_jahrbuch_2020_web.pdf external-link-new-window external link in new>Jahrbuch 2020 zum Thema „Marktwirtschaft und ökologische Transformation“ im Sinne des Meinungspluralismus Autoren und Interviewpartner aus unterschiedlichen Bereichen um einen Beitrag gebeten. Wissenschaft und Gesellschaft kommen ebenso zu Wort wie Verbände und Wirtschaft, die in diesem Band, stellvertretend für viele, von Unternehmen der Chemie- und Pharmaindustrie vertreten wird. Erfreulich ist, dass die Notwendigkeit eines raschen Handelns von niemandem mehr bestritten wird. Allerdings, und das macht die Beiträge und Interviews so spannend, gehen Lösungsvorschläge in verschiedene Richtungen und werden Handlungsschwerpunkte unterschiedlich gesetzt.
Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.