Mitbestimmen in der globalen und digitalen Arbeitswelt
Globaler und digitaler. Mit diesen beiden Adjektiven lässt sich die Veränderung unserer Arbeitswelt knapp und treffend beschreiben. Schon lange erleben wir, wie sich ehemals stark vom Heimatstandort Deutschland geprägte Unternehmen zu weltweit operierenden Konzernen entwickeln. Sie richten Entscheidungen an globalen Geschäftsprozessen aus. Seit einigen Jahren kommt die immer weiter zunehmende Digitalisierung von Arbeitsformen, Wertschöpfungsketten bis hin zu ganzen Geschäftsprozessen hinzu.
Im letzten Jahr hat sich der VAA als Führungskräfteverband damit befasst, wie sich diese Entwicklungen auf die Führung auswirken werden. Als Vertreter von Arbeitnehmerinteressen muss uns gleichzeitig auch die Frage beschäftigen, wie diese Veränderungen der Arbeitswelt die Arbeitsbedingungen von Führungskräften und Akademikern beeinflussen und welche Herausforderungen dadurch für das bewährte System der deutschen Mitbestimmung entstehen. Mit unserem Anfang November erscheinenden VAA-Jahrbuch 2018 mit dem Titel „Globalisierung, Digitalisierung: Mitbestimmen!“ wollen wir Antworten auf diese Fragen geben. Denn längst steht fest, dass die zunehmende Anwendung von digitalen Prozessen die Arbeitswelt stark verändert. Bisher vertraute Tätigkeiten fallen weg, neue Tätigkeitsprofile entstehen.
Im Ergebnis wird sich das Anforderungsprofil der Arbeitnehmer in Richtung höhere Qualifikation verschieben. Weiterbildung und Qualifikation werden noch stärker als bislang zum Schlüsselkonzept in der Personalentwicklung. Unternehmen wie Mitarbeiter sind gefordert, diese Veränderung so zu meistern, dass am Ende auch für die Arbeitnehmer Vorteile entstehen.
All dies müssen wir in einem Umfeld erreichen, in dem auch deutsche Unternehmen ihre Entscheidungsprozesse längst an globalen Erfordernissen ausrichten und wir als Arbeitnehmervertreter vor der Herausforderung stehen, in diesem Umfeld praxistaugliche Lösungswege für die Mitbestimmung zu finden und umzusetzen. Das wird uns umso eher gelingen, je besser wir die Interessen aller Arbeitnehmer gemeinsam mit den Sozialpartnern auch in Zukunft partnerschaftlich organisieren. Als Akademiker und Führungskräfte sind wir dabei besonders gefordert. Wir müssen in der sich stetig ändernden Arbeitswelt Neuerungen als Chancen begreifen und vorantreiben. Und wir müssen den entstehenden kleineren, sich selbst organisierenden interdisziplinären Arbeitsteams Handlungsfreiräume schaffen. Eine gelebte Vertrauenskultur ist dafür unentbehrlich. Der VAA wird diesen Entwicklungsprozess im Sinne seiner Mitglieder gestalten.
Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.