100 Jahre VAA: eine bewegte Geschichte

Rainer Nachtrab, 1. Vorsitzender des VAA, zeichnete bei seiner Festrede zum 100-jährigen Bestehen des VAA die Entstehungsgeschichte des Verbandes nach. Einen Auszug der Rede veröffentlicht der VAA Newsletter.

Die Nachkriegszeit ist eine Zeit der großen Um- und Aufbrüche. Am 20. Juni 1948 bekommt die Bundesrepublik Deutschland eine neue Währung, die Deutsche Mark. Die Weichen Richtung Soziale Marktwirtschaft sind gestellt. Eine Grundsatzentscheidung. Und wieder ein Moment, in dem sich die Chemiker und Ingenieure bemerkbar machen und eine Richtungsentscheidung treffen müssen. Die Einheitsgewerkschaft DGB wurde 1947 gegründet. Unter ihrem Dach versammelten sich autonome Industriegewerkschaften, darunter die IG Chemie. Der DGB will diese Soziale Marktwirtschaft nicht. Er will die Sozialisierung. Mit einem Streik will er das erzwingen. Das aber wiederum wollen die Akademiker der Chemie nicht. Sie sind nicht davon überzeugt, dass es gut ist, die Wirtschaft zu sozialisieren. Und sie werden dafür schon gar nicht erst kämpfen. Es kommt zum Bruch. Die Akademiker verlassen die IG Chemie und gründen am 26. November 1948 in Leverkusen den Verband angestellter Akademiker, den VAA.

Unmittelbare Nachkriegszeiten sind Zeiten der Entscheidung. Zeiten, in denen neue Wege begangen werden müssen. Ich will die Situation nach den beiden Weltkriegen, die wie Gebirge in die Landschaft des 20. Jahrhunderts ragen und ihm seine Gestalt gaben, nicht mit der Zeit von heute vergleichen. Nein, 2019 ist nicht 1919. Und 2019 ist auch nicht 1949. Aber die Herausforderungen, denen wir heute gegenüberstehen, sind nicht weniger bedeutend. Sichere Energie- und Rohstoffversorgung, Klimawandel, nachhaltiges Wirtschaften, soziale Herausforderungen. Das sind nur einige Stichworte, die unser Zeitalter der Globalisierung und Digitalisierung kennzeichnen.

Die Konsequenzen dieses Wandels werden genauso tiefgreifende Folgen auf unser Leben haben, wie die des Umbruchs nach den beiden Weltkriegen. Es gibt viele Anzeichen dafür, dass die Bevölkerung diesen Wandel spürt und mit wachsender Unsicherheit und einer Haltung des Rückzugs darauf reagiert. Zu groß scheint das Ausmaß des Versagens zu sein, das es in den letzten Jahren sowohl in vielen Führungsetagen in den Unternehmen als auch in der Politik zu bestaunen gab. Die Menschen reagieren erbost darauf. Sie erwarten gute Führung in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Kluge Führung hat sich in ihrem Wesen nicht geändert: Heute wie damals bedeutet sie nichts anderes, als Verantwortung zu übernehmen und klare Orientierung zu geben.

Die Zukunftsaussichten des VAA sind sehr gut. Davon bin ich fest überzeugt. Der VAA wächst, weil die Zahl der Außertariflichen wächst. Wir sind ein starker Verband und ein starkes Team. Und wir haben Leidenschaft.

Rainer Nachtrab ist seit 2017
1. Vorsitzender des VAA.

Rainer Nachtrab

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