VAA-Delegiertentagung: „Verantwortung übernehmen“
Dieses Motto stand über der VAA-Delegiertentagung in Darmstadt. Der VAA feierte in Darmstadt sein 90jähriges Jubiläum.
Forschung und Entwicklung muss nach Ansicht des VAA steuerlich besser gefördert werden. Dies war eines der politischen Ziele, auf das sich die Delegierten des VAA bei der diesjährigen Delegiertentagung in Darmstadt verständigt haben. Sie wollen außerdem, dass ein Arbeitnehmerdatenschutzgesetz erlassen wird. Weiterhin setzen sie sich dafür ein, dass der naturwissenschaftliche Unterricht an den Schulen besser wird. Schließlich soll die Grüne Gentechnik nicht mit sachfremden Zulassungshindernissen kämpfen müssen.
Am Vorabend der Delegiertentagung feierte der Verband sein 90jähriges Bestehen. Der 1. Vorsitzende Dr. Thomas Fischer erinnerte in seiner Festrede an die Gründung des Verbandes als „Bund angestellter Chemiker und Ingenieure“ am 10. Mai 1919 in Halle an der Saale.
Er betonte, dass die Gründung eines Akademikerberufsverbandes als Gewerkschaft eine geschichtliche Besonderheit darstelle. Er rief den Delegierten mit Blick auf die Diskussion um neue Berufsgewerkschaften selbstbewußt zu: „Wir sind das Original!“ Dabei hob er hervor, dass die Chemie ein gutes Beispiel für konstruktive Tarifpluralität sei. „Wenn alle Akteure sich ihrer Verantwortung bewusst sind, droht beim möglicherweise bevorstehenden Wegfall der Tarifeinheit nicht die englische Krankheit von Dauerstreiks“.
Fischer trat im Zusammenhang mit der weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise weiterhin dafür ein, den Zusammenhang von Freiheit und Verantwortung wieder stärker herzustellen. „Freiheit ohne Verantwortung mündet in Anarchie“, so Fischer wörtlich.
Am Folgetag erläuterte er den Delegierten, dass die Kampagne zur bevorstehenden Betriebsratswahl ganz bewusst unter das Moto gestellt werde: „Verantwortung übernehmen“. Das sei die Hauptaufgabe der Führungskräfte im mittleren Management, denn „wir sind auch dann da, und übernehmen Verantwortung, wenn es einmal wehtut“, so Fischer.
Deutliche Kritik übte er am Shareholder Value Denken mit Renditezielen von 25 Prozent und mehr. Darin sah er einen Auslöser der jetzigen Krise. Gleichzeitig warnte er vor undifferenzierten Diskussionen über die Manager schlechthin.
Soziale Marktwirtschaft als demokratischer Grundkonsens
Dr. Michael Friedrich, VAA-Vorstandsmitglied, verlas die Grußworte der im Bundestag vertretenen Parteien. Er zog das Resumee, dass die Parteien in der jetzigen Krise zumindest über den Grundkonsens verfügten, die soziale Marktwirtschaft erhalten zu wollen.
Vorstandsmitglied Dr. Hans Dolhaine hob im Jahresrückblick besonders die beiden Sozialpartnerfachtagungen hervor. Dabei stand die Tagung mit dem BAVC im Zeichen des demografischen Wandels. Mit der IGBCE fand nach der Umwandlung der BASF in eine Societas Europeae (SE) eine Tagung zur europäischen Mitbestimmung statt.
Dr. Wolfram Uzick, Vorstandsmitglied, stellte im Ausblick auf das kommende Jahr die neugestaltete Einkommensumfrage und das Projekt in den Mittelpunkt, das Internetdienstleistungsangebot für die Verbandsmitglieder erneut auszuweiten.
Schatzmeister Raimund Barth erstattete den Haushaltsbericht und zeigte im Haushaltsplan auf, wie die Finanzen und das Vermögen des Verbandes sich im kommenden Jahr entwickeln sollen.
Der Kommissionsvorsitzende der Kommission Gehalt, Dieter Jorra, berichtete über die ersten Ergebnisse der neu gestalteten Einkommensumfrage 2008.