Dr. Stefan Leininger: Wenn das Amt zum Mann kommt
Dr. Stefan Leininger meint, was er sagt; und er sagt es ruhig und sachlich. Leiniger sagt aber auch, was er meint. Besonders, wenn es im die Interessen der AT-Angestellten geht. Dann darf es ruhig auch mal kontrovers werden.
Leininger fing 1999 bei der damaligen Degussa-Hüls im Labor an. Zu diesem Zeitpunkt hatte er bereits in präparativer organischer Chemie promoviert und einen dreijährigen USA-Aufenthalt als Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung absolviert. Als Berufseinsteiger merkte Leininger: Gerade für junge Akademiker, die neu in einem Unternehmen sind, ist es wichitg, Kontake zu knüpfen und zu pflegen. Im VAA sah er – neben weiteren Vorteilen - die Möglichkeit dazu und wurde 2002 Verbandsmitglied.
Die Interessen der AT-Angestellten vertreten
Heute arbeitet Leininger in der Produkt- und Prozessentwicklung für Waschmittelrohstoffe im Bereich Consumer Specialties bei Evonik in Hanau. Und er ist Mitglied des Betriebsrates. Obwohl der Anteil der außertariflich Angestellten (AT-Angestellten) am Forschungs- und Entwicklungsstandort Hanau überdurchschnittlich hoch war und ist, gab es bis 2006 keinen AT-Vertreter im Betriebsrat. Der damalige Betriebsratsvorsitzende Günter Adam wollte das ändern. Die Belegschaft sollte in allen Teilen im Betriebsrat angemessen repräsentiert sein. Im Vorfeld der Betriebsratswahl 2006 sprach er deshalb Leininger an. Der war damals bereits Vorstandsmitglied der VAA-Werksgruppe im Industriepark Wolfgang. Adam schlug ihm vor, im Betriebsrat die Interessen der AT-Angestellten zu vertreten. Leininger hatte sich bereits in seiner Schul- und Studienzeit gerne und erfolgreich in verschiedenen Gremien als Vertreter für andere eingesetzt. Gleichzeitig kannte er als Vorstandsmitglied der VAA-Werksgruppe die Anliegen der Führungskräfte. Also griff er den Vorschlag auf und stellte sich erfolgreich zur Wahl.
Die Kollegen im Betriebsrat mussten sich erst daran gewöhnen, dass sich da jemand mit Nachdruck und Entschlossenheit für die Interessen der AT-Angestellten einsetzt. „Da bin ich schon manchmal das »Enfant terrible«“, meint Leininger.
Er stellte sich der Herausforderung. Der Erfolg gibt ihm Recht. In den vergangenen drei Jahren ist es Leininger gelungen, den Betriebsrat für den berechtigten Vertretungsanspruch der AT-Angestellten zu sensibilisieren.
Nun steht die nächste Herausforderung an: Da die Evonik-Betriebe in Frankfurt und Hanau zu einem Betrieb in Hanau zusammengelegt wurden, findet im Juni 2009 eine vorgezogene Betriebsratswahl statt. Auf den neuen Betriebsrat warten große Aufgaben. Die Wirtschaftskrise muss bewältigt werden. Gleichzeitig gilt es, den Kollegen aus Frankfurt nicht einfach etwas „überzustülpen“, sondern sie in Hanau mit einzubeziehen. Für Leininger steht fest: „Wir müssen gemeinsam an einer neuen Kultur arbeiten.“
Leininger will möglichst viele AT-Angestellte zur Teilnahme an der Betriebsratswahl bewegen. Gelingt ihm das, wird er künftig mit einem oder sogar mehreren VAA-Kollegen im Betriebsrat sitzen. Das würde natürlich neue Handlungsspielräume eröffnen. „Die nächsten fünf Jahre werden interessant“, ist sich Leininger sicher.
Bei allem Einsatz für Beruf und Betriebsrat ist Leininger vor allem ein Familienmensch. Stolz ist er, wenn er über seine beiden kleinen Söhne spricht. Seine Freizeit verbringt er am liebsten mit ihnen und seiner Frau. Wenn einmal Zeit übrig bleibt, steigt er auf sein Moutainbike. Herausforderungen und steinigen Wege stellt er sich also nicht nur bei der Betriebsratsarbeit.