Standortsicherung durch Grüne Gentechnik
Die Grüne Gentechnik wird kontrovers diskutiert. Dabei ist klar: Die Bedeutung der Pflanzenzüchtung wird in Zukunft sogar noch zunehmen. Wenn es um die Standortsicherung für Spitzenforschung geht, ist die gegenwärtige Haltung der Politik wenig hilfrei
Die Chancen der Grünen Gentechnik sind in der Beschleunigung und Erweiterung der Möglichkeiten in der Pflanzenzüchtung zu sehen. Hierdurch kann ein Beitrag zur Stabilisierung und Sicherung des Ertrages bei gleichzeitiger Reduktion des Bedarfs an Pflanzenschutz, Dünger und Wasser geleistet werden. Wichtig ist darüber hinaus auch die Verringerung des Energiebedarfs bei der Ernte, beim Transport und bei der Verarbeitung. Besseres Saatgut liefert die Möglichkeit für höhere und stabilere Erträge. Das belegen die Ertragsentwicklungen in der Landwirtschaft in Europa und Nordamerika während der letzten 50 Jahre. Es wird geschätzt, dass das verbesserte Saatgut für etwa die Hälfte der Ertragsteigerungen verantwortlich war. Klar, auch hier muss man sagen: Strukturelle Verteilungsprobleme brauchen zuallererst politische Lösungen. Die Gentechnologie ist kein Allheilmittel, muss aber eingebettet werden in eine ganzheitliche Analyse. Ich denke, dass man sich einig ist bei den Zielen – gestritten wird nur über den Weg, wie diese Ziele erreicht werden können.
Exzellente Rahmenbedingungen in Deutschland
Wir haben zurzeit eine Situation, die dazu geführt hat, dass nur wenige große Konzerne in Europa diese Technologie verfolgen können. Ich betrachte es als sehr positiv, wenn die Erforschung und Entwicklung von transgenem Pflanzenmaterial verstärkt an staatlichen Forschungseinrichtungen in Ländern außerhalb von Nordamerika und Europa oder auch von Stiftungen erfolgt. Hierdurch könnte transgenes Pflanzenmaterial produziert werden, das an die lokalen Bedürfnisse angepasst ist. Hier leisten auch akademische Kollegen aus Europa und Nordamerika wichtige und unterstützende Forschung. Der Forschungsstandort Deutschland gibt exzellente Rahmenbedingungen für Innovation und Technologieentwicklung, unter anderem wegen der langfristigen und nachhaltigen Unterstützung der Forschung durch den Bund und das klare Bekenntnis zu einer Knowledge-and-bio-based-Economy.
Wichtig ist das Prinzip, auf dem Entscheidungen getroffen werden: Es sollte immer eine Fall-zu-Fall-Abwägung der Sachfragen stattfinden.
Dies bedeutet, dass es mal zu einer positiven und mal zu einer negativen Entscheidung kommen kann. Fragen wie die Zulassung von gentechnisch veränderten Organismen (GVO) sind auch politische Fragen. Ich würde mir wünschen, dass Politiker sich deutlich dazu bekennen, wenn sie eine Entscheidung aus politischen Abwägungen treffen. Aber: Wenn Entscheidungen über die Zulassung eines Produkts wie Amflora 13 Jahre dauern, gehe ich davon aus, dass dies Auswirkungen auf andere Entscheidungsprozesse hat. Auch wenn Firmen bisher ihre Gentechnikforschung nicht aus Deutschland abgezogen haben, so ist es in wahrscheinlicher Weise zu weniger Expansion gekommen. Die Gründung neuer und kleiner technologiebasierter Unternehmen ist kaum noch attraktiv. So wird der Arbeitsmarkt für Nachwuchswissenschaftler negativ beeinflusst. Die gegenwärtige Haltung der Politik zur Grünen Gentechnik ist wenig hilfreich, wenn man Spitzenforscher aus dem Bereich der pflanzlichen Gentechnologie rekrutieren möchte. So entwickeln sich mit der Zeit Standortnachteile, die nicht leicht zu reversieren sein werden.
Kostensenkungen durch Transparenz
Ich bin ein Befürworter einer wesentlich konsequenteren Kennzeichnung. Das betrifft nicht nur Lebensmittel, die GVO-Material enthalten, sondern auch in differenzierter Weise Produkte, bei deren Herstellung und Produktkette Gentechnik zum Einsatz gekommen ist. Dann lernt der Verbraucher, wo die neue Technologie tatsachlich zum Einsatz gekommen ist. Nur so kann der Verbraucher Entscheidungen zu seinem Kaufverhalten treffen. Ich vermute auch, dass eine transparente Kennzeichnung Druck darauf ausüben wird, Kostensenkungen, die dank der Technologie entstehen, an den Verbraucher weiterzugegeben.