Pharmastandort Deutschland: Stärke in unsicheren Zeiten
Das neue Jahr beginnt wie das vergangene endete: Unsicherheit – das Wirtschaftsunwort des Jahres 2018 – schwebt über allem, sei es durch den Brexit, die chinesisch-amerikanischen Zollstreitigkeiten oder die schwächelnde Weltwirtschaft insgesamt. Die deutsche Konjunktur ist robust, nach wie vor aber auch sehr exportabhängig. Dennoch wird Deutschland von Wirtschaftsexperten derzeit als einem der wenigen Länder der Welt zugetraut, dem sich abzeichnenden konjunkturellen Abwärtstrend etwas entgegenzusetzen. Aber wie? Die volatile Handelspolitik von Donald Trump und die antieuropäische Grundhaltung vieler Briten können wir kaum beeinflussen, wohl aber unsere eigene Standortpolitik.
Ein zentraler Baustein ist dabei die Besinnung auf die eigenen Stärken. Und zu diesen Stärken gehört zweifellos die deutsche Pharmaindustrie. Sie ist nicht nur ein wichtiger Innovationstreiber für den medizinischen Fortschritt, sondern steht auch für fast 120.000, größtenteils hochqualifizierte Arbeitsplätze mit einer Bruttowertschöpfung von mehr als 140.000 Euro pro Jahr und Kopf. Diesen Pfeiler unserer Wirtschaftskraft gilt es zu verteidigen und auszubauen. Aus diesem Grund ist es sehr begrüßenswert, dass Politik, Industrie und Wissenschaft Ende letzten Jahres ihren sogenannten Pharmadialog erstmals in dieser Legislaturperiode wiederaufgenommen haben.
Denn die Digitalisierung macht vor der Pharmaforschung nicht halt, sondern bietet auch dort Chancen für noch bessere Ergebnisse. Diese Chancen können aber nur genutzt werden, wenn Daten aus Grundlagenforschung, klinischer Forschung und Entwicklung einerseits und Patientenversorgung und digitalen Anwendungen anderseits sinnvoll miteinander verknüpft und genutzt werden. Hier fehlt es häufig noch an Tempo und Abstimmung zwischen den Beteiligten.
Wenn es gelingt, hier nachzubessern und auch die anderen industriepolitischen Rahmenbedingungen zu optimieren, hat die Branche mit Sicherheit eine glänzende Zukunft. Dafür muss die gesundheitspolitische Regulierung so ausgestaltet sein, dass Innovationen begünstigt werden. Die Erforschung und Herstellung von Arzneimitteln wird künftig weiter an Komplexität zunehmen und hier könnte der hoch entwickelte Pharmastandort Deutschland seine Stärken voll ausspielen. Diese Perspektive ist die gemeinsame Anstrengung aller Akteure wert.
Gerhard Kronisch, Hauptgeschäftsführer des VAA