Digitalisierung: Lehrpläne und Studienordnungen reformieren!
Wer heute Schüler ist oder am Beginn seines Studiums steht, wird beim Start ins Berufsleben eine Arbeitswelt vorfinden, die sich von der heutigen in vielerlei Hinsicht unterscheidet. Die Digitalisierung von Produktions- und Entwicklungsprozessen und die Weiterentwicklung der künstlichen Intelligenz verändern die Wirtschaft. Einfache Jobs drohen mehr denn je durch Automatisierung entbehrlich zu werden, aber auch Berufsbilder mit höheren Qualifikationsanforderungen werden sich erheblich verändern.
Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Chemie- und Pharmaindustrie und damit die Existenz von vielen gut bezahlten Arbeitsplätzen wird entscheidend davon abhängen, dass die Vermittlung von IT-Kompetenzen stärker gefördert wird und eine fächerübergreifende Verankerung digitaler Bildungsinhalte in Lehrplänen und Studienordnungen erfolgt. Denn der Grundstein für einen selbstverständlichen und fachlich fundierten Umgang mit digitaler Technik wird im Kindes- und jungen Erwachsenenalter gelegt. Solche Kompetenzen müssen deshalb – wie Lesen, Schreiben und Rechnen – zu einem Grundbaustein der Schul- und Hochschulbildung in Deutschland werden. Dass wir in dieser Hinsicht Nachholbedarf haben, geht aus der internationalen Vergleichsstudie ICILS (International Computer and Information Literacy Study) hervor: Deutschland liegt im Bereich der digitalen Bildung weltweit nur im Mittelfeld.
Ein anderer internationaler Vergleich zeigt, dass in keiner anderen Industrienation Lehrpersonen seltener neue Technologien im Unterricht nutzen als in Deutschland. Darum müssen die Bildungspläne der Länder und die Ausbildungs- und Studienordnungen so verändert werden, dass sowohl grundlegende als auch fächerspezifische IT-Kompetenzen fester Bestandteil des Lehr- und Prüfungsstoffes werden. Zugleich müssen Lehrer an Schulen und Hochschulen durch entsprechende Fortbildungen und einen flächendeckenden Ausbau der digitalen Infrastruktur in den Bildungseinrichtungen in die Lage versetzt werden, die Möglichkeiten digitaler Bildung auch zu nutzen.
Die neue Bundesregierung ist deshalb ebenso wie die Bildungspolitiker in Ländern und Kommunen gefordert, dieses Thema noch stärker in den Blick zu nehmen und den vielen Ankündigungen der Vergangenheit Taten folgen zu lassen.
Günther Achhammer, Vorsitzender der VAA-Kommission Hochschularbeit.