Leonardo-Projekt: Mehr Frauen in Führung bringen
Nach wie vor lässt der Anteil von Frauen in Führungspositionen europaweit stark zu wünschen übrig. Aus diesem Grund hat sich der VAA gemeinsam mit dem Führungskräfte Institut (FKI) aktiv am Leonardo-Projekt der Europäischen Union beteiligt und unter ander
VAA Newsletter: Wie hat der VAA die Idee zu einem Workshop für weibliche Führungskräfte entwickelt?
Kronisch: Gleichstellung und die Förderung von weiblichen Führungskräften in der Chemie in Deutschland ist ja seit vielen Jahren eines der Kernthemen des VAA. Der Verband hat daher bereits in der Vergangenheit eine ganze Reihe von Initiativen ergriffen, um insbesondere die weiblichen Mitglieder bei der Entwicklung ihrer Karriere zu unterstützen: von der Einsetzung der Kommission Diversity bis hin zur fünfjährlichen Chancengleichheitsumfrage. Ein zusätzlicher Impetus kam durch das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt „Children – Care – Career“, das die FECCIA, der Europäische Führungskräfteverband Chemie, gemeinsam mit den europäischen Sozialpartnern in der Chemie und mit starker Unterstützung des VAA in den Jahren 2012 bis 2013 durchgeführt hat. Dr. Andreas Bücker, der dieses Projekt im Auftrag der Projektpartner mitentwickelt und geleitet hat, und ich haben auf Grundlage der tollen Ergebnisse überlegt, wie man diese eher wissenschaftlich erhobenen Ergebnisse praktisch umsetzen kann.
Bücker: Am Rande einer Veranstaltung in Brüssel kam dann die Idee auf, im Rahmen einer EU-geförderten Leonardo-Lernpartnerschaft zur beruflichen Aus- und Weiterbildung ein praxisorientiertes Workshopformat zu entwickeln. Dieser Workshop – so unsere Vorstellung – sei ein geeignetes Format, weiblichen Führungskräften bei der Entwicklung ihrer Karriere zunächst einmal Mut zu geben, besseres Netzwerken zu ermöglichen, bei Entscheidungsprozessen zu helfen und vor allem die sehr stark vom jeweiligen Arbeitsklima abhängigen „weichen“ Faktoren offen anzusprechen.
VAA Newsletter: Wie kam es dazu, das Thema auch mit anderen Chemieführungskräfteverbänden in Europa zu erarbeiten? Wie war die Reaktion?
Bücker: Das hatte zuallererst einen rein formalen Grund: Die Umsetzung einer Leonardo-Partnerschaft setzt die Teilnahme von nationalen Partnerinstitutionen aus mindestens drei EU-28-Staaten voraus. Gerhard Kronisch und ich waren aber sehr dankbar für diese Bedingung, da wir uns einig waren, dass dieses Thema nur gewinnen kann, wenn man neben der nationalen, deutschen Brille auch die anderer europäischer Länder aufsetzt und die Erfahrungen von Frauen in Führungspositionen dort mit einbindet. Das gegenseitige Lernen und Verstehen war eine willkommene Erweiterung für unser Vorhaben und hat sich im Nachhinein als einer der entscheidenden Punkte bei der Projektdurchführung erwiesen.
VAA Newsletter: Wie hat die Partnerschaft funktioniert?
Kronisch: Im Mittelpunkt der 24-monatigen Partnerschaft stand der direkte Austausch. Aus diesem Grund haben wir im Schnitt alle drei Monate ein Arbeitstreffen in je einem der Partnerländer organisiert – acht insgesamt. Von jedem Partner haben zwei bis drei Vertreter teilgenommen, sodass wir immer eine Kerngruppe von mindestens zehn Teilnehmern hatten. Gemeinsam haben wir dann Stück für Stück das Curriculum für den Workshop und seine Inhalte entwickelt. Wichtig war allen dabei, dass diese Inhalte sich an den tatsächlichen Umständen und Erfahrungen von Frauen bei der Entwicklung der eigenen Karriere als Führungskraft orientieren. Dazu haben wir einen Fragebogen entwickelt und an eine große Anzahl weiblicher Führungskräfte in den vier Ländern verschickt. Die persönlichen Erfahrungen interessierten uns vor allem, sodass wir beispielsweise gefragt haben: Was waren die Hindernisse oder Hilfen in der eigenen Karriere? Wie stark wurden Netzwerke genutzt? Gab es Hilfe bei der Vereinbarkeit von Familie, Pflege und Beruf? Welchen Rat würden Sie Ihrem jüngeren Ich geben?
VAA Newsletter: Wer kann und soll von dem Workshop profitieren?
Kronisch: Der von uns entwickelte Workshop soll vor allem ein Weiterbildungsangebot der Partnerverbände sein. Der VAA hat hier natürlich vor allem seine weiblichen Mitglieder im Blick, insbesondere, wenn sie am Anfang ihrer Karriere stehen. Unser Eindruck ist, dass es sehr hilft, sich so früh wie möglich mit den Fragen zu beschäftigen und dazu ein Forum zu nutzen, auf dem das gemeinsam mit anderen Frauen geschehen kann, die sich in der gleichen Situation befinden. Gleichzeitig bietet der VAA an, diesen Workshop auch inhouse gemeinsam mit der Personalabteilung in Unternehmen durchzuführen. Ich könnte mir vorstellen, dass in Zukunft die Unternehmen noch stärker als bisher dieses Thema bei ihrer Personalpolitik in den Mittelpunkt stellen werden. Und da kann und möchte der VAA gern mithelfen.
Bücker: Aus diesem Grund haben wir auch zwei leicht voneinander unterschiedliche Versionen des Workshopformats entwickelt – eines allein für den VAA und eines, das Unternehmen gemeinsam mit dem VAA nutzen können. In jedem Fall stehen neben dem Curriculum auch ein Handbuch für den Coach des Workshops sowie eine standardisierte Präsentation und umfängliches Dokumentations- und Trainingsmaterial bereit, sodass das gesamte Workshoppaket unmittelbar zum Einsatz gebracht werden kann.
Die Ergebnisse des Projektes finden sich auf der Website <link http: www.workshop-wilp.eu external-link-new-window external link in new>www.workshop-wilp.eu.