Gehaltstransparenz: eine Frage der Unternehmenskultur
Im September 2015 sind die Business and Professional Women (BPW) Germany als 15. Mitgliedsverband der ULA, dem poltischen Dachverband des VAA, beigetreten. Martina Lenhardt ist aktives Mitglied der BPW Germany und seit 2013 Mitglied des Bundesvorstandes.
Für die Business and Professional Women ist Equal Pay schon lange ein Thema. Schließlich waren sie es, die 2008 den Equal Pay Day in Deutschland als Aktionstag eingeführt haben, mit jährlich zunehmendem Erfolg. Was tun jedoch Unternehmen, um eine mögliche Diskriminierung in der Bezahlung ihrer Belegschaft aufzudecken und zu eliminieren? Kann es gar als Marketinginstrument dienen, hochqualifizierte Frauen an das Unternehmen zu binden? Diese Fragen trieben mich als Betriebswirtin um und so entschloss ich mich, sie zum Gegenstand meiner Masterarbeit zu machen. Basis meines Forschungsprojekts waren neben Literaturrecherche Interviews mit Experten. Ich befragte weibliche High Potentials, diverse Unternehmensvertreter aus Dienstleistungsunternehmen, bis hin zum Personalvorstand und einem Parlamentsmitglied, das mit der Erarbeitung des Entgelttransparenzgesetzes befasst ist. Folgende signifikante Ergebnisse lassen sich festhalten: Für weibliche High Potentials kann Entgelttransparenz sehr gut als Employer Branding Instrument wirken, da es zeigt, dass Gleichberechtigung Teil der wichtigen Unternehmenskultur ist.
Mit 40 Clubs und rund 1.800 Mitgliedern ist der Business and Professional Women (BPW) Germany e. V. eines der größten und ältesten Berufsnetzwerke für angestellte und selbständige Frauen in Deutschland. Der gemeinnützige Verband unterstützt berufstätige Frauen auf vielfältige Weise: Neben persönlichem Austausch, Vorträgen, Tagungen und Mentoring leistet das Netzwerk politisch-gesellschaftliche Lobbyarbeit auf nationaler und internationaler Ebene und engagiert sich für humanitäre Zwecke.
Dennoch hat Entgelttransparenz ihre Grenzen: Die deutsche Kultur im Allgemeinen ist für allzu große Transparenz noch nicht bereit. Zu lange wurden Frauen zur Demut erzogen und der Glaubenssatz „Über Geld spricht man nicht!“ in allen Bereichen der Gesellschaft gelebt. Aber gerade für die weiblichen High Potentials der Generation Y spielt ein leistungsgerechtes, faires Gehalt eine große Rolle für die Arbeitsmotivation und das Markencommitment. Sicherlich ist das nur ein Puzzlestein hinsichtlich der Arbeitgeberattraktivität, doch für Unternehmen stellt eine Fokussierung darauf ein entscheidendes Alleinstellungsmerkmal dar, um die jungen High Performer anzuziehen und zu halten.
Gleichzeitig wirkt die Fokussierung auf die Entgelttransparenz und die damit verbundene indirekte Frauenförderung auch kulturverändernd. In erster Linie unmittelbar für das Unternehmen, aber auch mittelbar für die Gesellschaft. Frauen und Männer der jüngeren Generation wollen eine gleichberechtigte Teilhabe am Erwerbsleben. Damit widerlegen die Interviews klar vorherige Studien.
Im demografischen Wandel braucht die deutsche Volkswirtschaft alle Erwerbsfähigen, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Daraus ergeben sich klare Empfehlungen für Unternehmen: Noch können sie das Thema Entgelttransparenz als Alleinstellungsmerkmal für sich nutzen, da es dem Gros der Wettbewerber zu unbequem ist, sich diesem Thema zu nähern. Echte Pionierarbeit ist hier also angesagt, die sich aus Marketingsicht und kultureller Sicht sehr gut nutzen lässt: Zum einen dient sie der Auflösung der „Sandwichposition“, die viele Führungskräfte in Gehaltsfragen inne haben. Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bewirkt eine teilweise Offenlegung der Prozesse der Vergütung vor allem eines: Vertrauen in ihr Unternehmen, in dem Respekt und Fairness ein fester Bestandteil der Unternehmenskultur sind. Mitarbeiter als authentische Markenbotschafter bedeuten für das Unternehmen nachhaltigen Erfolg und machen das Unternehmen fit für die Zukunft.
Nach zehn Jahren beruflicher Erfolge in Produktmanagement, Vertrieb und Marketing studierte Martina Lenhardt an der International University of Applied Sciences Bad Honnef (IUBH) General Management mit Vertiefung Internationales Marketing und Personal. Ihre Masterarbeit „Entgelttransparenz als Employer Branding Instrument für weibliche High Potentials“ verfasste sie 2015. Sie ist aktives Mitglied der Business and Professional Women (BPW) Germany, seit 2013 als Mitglied des Bundesvorstands. Foto: privat