Flüchtlingen helfen
Lange haben wir uns der Illusion hingeben können, das Flüchtlingsthema ginge uns nichts an. Flüchtlinge? Das waren anonyme Massen, Afrikaner, die irgendwo am Mittelmeer strandeten, wenn sie die Odyssee auf ihren Nussschalen überhaupt überstanden. Manche ertranken. Viele ertranken. 700 am Tag. Die Schreie, die Panik, das Sterben wurden lauter, aber es drang nicht richtig zu uns herüber. Die Innenminister der EU jedenfalls hörten es nicht. Wochenlang feilschten sie um jeden Flüchtling. Der Verteilungskampf um Quoten sorgte für böses Blut: „Wenn das eure Idee von Europa ist, dann könnt ihr sie für euch behalten“, tobte Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi im Kreis der Staats- und Regierungschefs.
Nach den Afrikanern kamen Syrer, die dem Krieg ihres Landes entflohen, Afghanen, Kosovaren. Es wurden mehr und mehr. Und es will einfach nicht aufhören. Bald werden wir nicht mehr von Migration, sondern von Völkerwanderung sprechen. Was machen wir, wenn sich nicht mehr Tausende, sondern Millionen auf den Weg machen? Wenn diese Menschen sagen: „Ihr könnt euer Militär schicken oder Bomben werfen, wir gehen weiter.“ Man kann es drehen und wenden wie man will: Die Frage, wie man mit diesem Thema umgeht, wird eine der größten Herausforderungen des 21. Jahrhunderts sein. Wir können die Zäune noch so hoch machen, es wird das Problem nicht lösen. Genauso wenig wie eine ungezügelte Zuwanderung. Die Bundeskanzlerin hat Recht: Deutschland und Europa können nicht alles Leid der Welt heilen oder jedes Flüchtlingsproblem bei uns lösen. Nein, das können wir nicht. Allerdings können wir die Augen öffnen und politische Lösungen einfordern. Die Bundesregierung auffordern, sich heftiger als je zuvor auf EU-Ebene für eine gemeinsame und effektive Flüchtlingspolitik einzusetzen.
Einen Mix aus schnellen Maßnahmen und vernünftigen Zuwanderungsregeln verlangen. Wir können unsere Stimme erheben und auf die Ursache der Flüchtlingswellen aufmerksam machen. Afrika ist reich. Reich an Rohstoffen, Bodenschätzen, Wasservorräten und Energiereserven. Reich an Agrargütern und Arbeitskräften. Niemand flieht freiwillig. Die Menschen fliehen vor Kriegen, Krisen und Katastrophen. Wenn Europa seine Realpolitik änderte, wäre schon viel gewonnen.
Und wir persönlich können auch etwas tun: Wir im VAA haben uns deshalb entschieden, die <link https: www.uno-fluechtlingshilfe.de external-link-new-window external link in new>UNO-Flüchtlingshilfe zu unterstützen. Diese Institution kann den Flüchtlingen weltweit effektiv helfen und – wenn auch nur in geringem Ausmaß – die Flüchlingsströme steuern. Wir haben die Aktion „<link internal-link internal link in current>Führungskräfte für Flüchtlinge“ ins Leben gerufen, von der wir uns nicht nur konkrete Hilfe für die Flüchtlinge oder mehr Verbandsmitglieder versprechen. Nein, wir wollen unsere gesellschaftliche Verantwortung wahrnehmen. Konkret und unmittelbar. In enger Zusammenarbeit mit der UNO-Flüchtlingshilfe, deren Schirmherr Bundestagspräsident Norbert Lammert ist. Wir hätten ein Interesse an der Zuwanderung von Menschen, die mit ihren Qualifikationen und Erfahrungen zur Entwicklung unseres Landes beitragen wollen und können, so Lammert. Schon wegen der Überalterung der Gesellschaft sei dies wichtig und unverzichtbar. In der aktuellen und in den kommenden Ausgaben des <link internal-link internal link in current>VAA Magazins werden wir regelmäßig über unsere Aktion berichten. Hoffentlich auch über zahlreiche kleinere und größere Beiträge, die unsere Mitglieder geleistet haben und leisten.
Dr. Thomas Fischer ist seit 2002
1. Vorsitzender des VAA.