Führung braucht Zeit
Die chemische Industrie befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel, der von vielen großen Treibern wie Globalisierung und Digitalisierung ausgelöst wird. Damit steht sie natürlich nicht allein, denn dieser Wandel berührt branchen- und disziplinübergreifend alle Bereiche der Wirtschaft und Gesellschaft.
Ich bin sicher, dass unsere Chemie diese Veränderungen gut bewältigen wird, denn sie war und ist schon immer im Wettbewerb innovativ und damit anpassungsfähig an neue Gegebenheiten. Chemie und Pharma sind veränderungsfähig und veränderungsgewohnt. Das gereicht ihnen nun zum Vorteil. In unserer Branche geschieht Wandel daher mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit evolutionär und nicht revolutionär, wie das zum Beispiel in der Medienwirtschaft der Fall ist.
Für uns Führungskräfte bedeutet dies allerdings eine zunehmende Komplexität unserer Arbeit. Und damit kann offenbar nicht jeder gut umgehen. Untersuchungen der Hay Group zeigen, dass nur 50 Prozent der Führungskräfte erfolgreich führen. Viele Führungskräfte wissen oft nicht, wie man die Mitarbeiter motiviert und auf ihre Aufgaben vorbereitet. Sie denken oft zu kurzfristig und manchmal fast nur tagesaktuell.
Sie übersehen häufig die langfristige Perspektive, die jedem erfolgreichen Handeln innewohnt. Und sie neigen dazu, viel zu viel selbst zu machen. Ja, sie tun sich manchmal sogar damit schwer, mit den Mitarbeitern zu reden. Dabei gewinnt Kommunikation zunehmend an Bedeutung. Reines Fachwissen ohne Kommunikationsfähigkeit hat einfach zu wenig Wert für den Erfolg eines Unternehmens.
Wandel bewältigt man nur, indem man darüber kommuniziert. Wir müssen mit unseren Mitarbeitern künftig noch mehr reden, ihnen noch stärker die Gründe darlegen, warum jeder einzelne seinen Beitrag zur Umsetzung von häufig sehr langfristig angesetzten Zielen leisten kann. Dabei ist ein partizipativer und visionärer Führungsstil erfolgreicher als ein direktiver und perfektionistischer. Dazu gehört Mut zum Delegieren und die Bereitschaft, Verantwortung abzugeben. Führung braucht Zeit und die sollten wir uns nehmen.
Dr. Thomas Fischer ist seit 2002
1. Vorsitzender des VAA.