Geldanlage: Die Versuchungen negativer Zinsen

Die Verzweiflung der Notenbanker steigt. Die geldpolitischen Maßnahmen werden radikaler. VAA-Kooperationspartner Joerg Lamberty von der FVP Gesellschaft für Finanz- und Vermögensplanung zeigt, welche Nebenwirkungen damit verbunden sind und welchen Versuch

Die Interventionen der Notenbank belasten aber nicht nur die Renditen von Privathaushalten und Altersvorsorgesystemen, sondern tragen gleichzeitig dazu bei, dass sich erneut gefährliche Preisblasen an den Aktien- und Immobilienmärkten bilden.

Den Versuchungen widerstehen

Weil „sichere“ Anlagen mittlerweile keine oder sogar negative Renditen abwerfen, könnten Privathaushalte der Versuchung unterliegen, zwei folgenschwere Fehler zu begehen: Erstens könnten sie, weil sich sparen nicht mehr lohnt, weniger für die Altersvorsorge zurücklegen und stattdessen mehr konsumieren. Bei Zinsen, die deutlich unter der Inflationsrate liegen, kann vom Ersparten in Zukunft nicht mehr, sondern weniger als heute gekauft werden. Deshalb wäre es kurzfristig rational, weniger zu sparen. Langfristig wäre es jedoch fatal. Schon heute ist absehbar, dass die meisten privaten Versicherer und betrieblichen Altersversorgungssysteme die ursprünglich prognostizierten Überschüsse nicht erwirtschaften werden. Bei einigen ist sogar zweifelhaft, ob sie die garantierten Leistungen erbringen können. Zweitens könnten Privathaushalte, die grundsätzlich sichere Anlagen bevorzugen, auf riskantere Anlagen ausweichen, um eine angemessene Rendite zu erzielen. Auch das wäre verhängnisvoll, weil sich die Preise von Aktien, Immobilien und anderen riskanten Vermögenswerten aufgrund der extrem lockeren Geldpolitik der letzten Jahre bereits auf einem Niveau befinden, das ein erhebliches Rückschlagpotenzial mit sich bringt.

Was ist also zu tun? Bei der Hochrechnung von gesetzlichen Renten, Betriebsrenten und Einkünften aus sonstigem Vermögen sind die ursprünglichen Erwartungen an die neue Realität einer langen Phase extrem niedriger Zinsen anzupassen. Ein Blick nach Japan, wo der Leitzins bereits seit über 20 Jahren nahe null liegt, zeigt, was uns erwarten könnte. Angesichts der hohen Bewertungen ist der monatliche Sparbeitrag und nicht der Anteil der riskanteren Anlagen zu erhöhen. Da auch langlaufende Anleihen so gut wie keine Erträge mehr bringen und bei steigenden Zinsen ein hohes Kursverlustrisiko bergen, sind diese ebenfalls zu meiden. Wegen der fragilen Situation an den Finanzmärkten und der geopolitischen Risiken sind bestehende Depots weiterhin defensiv auszurichten. Falls die Märkte für riskantere Anlagen deutlich nachgeben sollten, sind defensive Anlagen schrittweise in offensive umzuschichten, um langfristig von den dann wieder deutlich besseren Renditeaussichten dieser Anlageklassen zu profitieren.

Joerg Lamberty ist Geschäftsführender Gesellschafter der FVP Gesellschaft für Finanz- und Vermögensplanung mbH in Köln.
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Joerg Lamberty

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