Chancengleichheitsumfrage 2015: Frauen benachteiligt
Ende letzten Jahres hat der VAA zum sechsten Mal seine Chancengleichheitsumfrage durchgeführt. Die Umfrage zur beruflichen Situation weiblicher und männlicher Führungskräfte in der chemischen Industrie belegt: Chancengleichheit besteht bei der beruflichen
Frauen sind seltener in Führungspositionen vertreten als Männer, weil sie aufgrund ihres Geschlechts benachteiligt werden. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt die VAA-Chancengleichheitsumfrage 2015. Erstmals wurden im Rahmen der Umfrage für die Karriere potenziell relevante Variablen wie das Alter, die Höhe des individuellen Ausbildungsabschlusses und die Dauer der Berufstätigkeit methodisch kontrolliert und können deshalb als Erklärung für die Nachteile von Frauen bei der Karriereentwicklung in der chemischen Industrie ausgeschlossen werden.
Frauen seltener leitende Angestellte
So sind trotz vergleichbarer Alters- und Qualifikationsverteilung nur 26 Prozent der Frauen, aber 36 Prozent der Männer als leitende Angestellte in ihren Unternehmen tätig. Eine führende, leitende oder mitentscheidende Position bezogen auf das Budget oder auf die Strategie ihres Unternehmens üben 38 Prozent der Männer, aber nur 30 Prozent der Frauen aus. Besonders deutlich ist der Geschlechterunterschied bei höheren Funktionen wie Bereichsleitung, Geschäftsführung oder Vorstand: Während nur vier Prozent der Frauen eine solche Tätigkeit ausüben, liegt dieser Anteil bei den Männern mit neun Prozent mehr als doppelt so hoch.
Dass diese Chancenungleichheit von den weiblichen Chemie-Führungskräften auch wahrgenommen wird, zeigt die Umfrage ebenfalls: Zwar empfinden die meisten Befragten eine Benachteiligung aufgrund der jeweiligen soziodemografischen Merkmalsausprägung (Geschlecht, Alter, Herkunft), die auf sie selbst zutrifft. Frauen empfinden die Benachteiligung aufgrund ihres Geschlechtes aber wesentlich stärker als Männer.
Gegenstand der Chancengleichheitsumfrage ist regelmäßig auch der Umfang der Berufstätigkeit. Die aktuelle Befragung zeigt, dass an diesem Punkt nach wie vor erhebliche Geschlechterunterschiede bestehen: 22 Prozent der weiblichen, aber nur knapp vier Prozent der männlichen Umfrageteilnehmer gaben an, gegenwärtig in Teilzeit zu arbeiten. Die durchschnittliche Dauer der Teilzeittätigkeit liegt bei den Frauen bei 6,4 Jahren, bei den Männern hingegen bei nur 2,5 Jahren. Neu in den Fragebogen aufgenommen wurden Fragen danach, welche Auswirkungen Teilzeitarbeit zugschrieben werden.
Dabei zeigt sich, dass Frauen Teilzeitarbeit häufiger als hinderlich für die berufliche Entwicklung bewerten, eine Teilzeittätigkeit aber dennoch insgesamt positiver einstufen als Männer. Deren Wunsch nach Teilzeitarbeit ist sowohl für die Gegenwart als auch für die Zukunft geringer ausgeprägt als bei den Frauen.
Mehr Männer in Elternzeit
Elternzeit wird von Frauen mehr als doppelt so häufig und mehr als dreimal so lange in Anspruch genommen wie von Männern. Insgesamt hat rund ein Viertel der Befragten die eigene Berufstätigkeit mit einer Elternzeit unterbrochen. Während der Anteil der Frauen im Vergleich zur vorherigen Befragung im Jahr 2010 von 25 auf 35 Prozent (durchschnittliche Dauer: 14,8 Monate) angestiegen ist, wuchs er bei den Männern von 2 Prozent auf fast 15 Prozent (durchschnittliche Dauer: 4,8 Monate). Dabei gibt es Hinweise auf eine Veränderung zwischen den Generationen: Je jünger die Befragten, umso eher gleichen sich die Geschlechterunterschiede an.
Auch bei der Zufriedenheit mit der beruflichen Entwicklung ergibt sich ein differenziertes Bild für die beiden Geschlechter: Unter den Frauen fühlt sich nur rund ein Viertel leistungs- und positionsgerecht bezahlt, bei den männlichen Befragten liegt dieser Anteil mit 37 Prozent deutlich höher. Die Zufriedenheit mit der eigenen beruflichen Entwicklung insgesamt ist bei den Teilnehmern der VAA-Chancengleichheitsumfrage in den vergangenen Jahren deutlich gesunken. Während vor 15 Jahren noch drei Viertel aller Männer und rund zwei Drittel aller Frauen in dieser Hinsicht zufrieden waren, sind es bei den Männern inzwischen nur noch die Hälfte, bei den Frauen sogar nur noch ein Drittel.
„Die Umfrageergebnisse zeigen, dass wir von echter Chancengleichheit bei der beruflichen Entwicklung nach wie vor weit entfernt sind. Es gibt positive Entwicklungen, aber die Unternehmen müssen ihre Anstrengungen in diesem Bereich noch deutlich verstärken“, betont Dr. Wolfram Uzick, betreuendes Vorstandsmitglied der VAA-Kommission Diversity.
Der VAA führt bereits seit 1990 alle fünf Jahre seine Chancengleichheitsumfrage durch. Die umfassenden Ergebnisse der aktuellen Umfrage werden in Kürze von Form einer Broschüre veröffentlicht, die auf www.vaa.de unter <link internal link in current>Publikationen heruntergeladen werden kann.