Chancengleichheit: Es bleibt viel zu tun!
Frauen werden bei der Vergabe von Führungspositionen in der chemischen Industrie nach wie vor benachteiligt. Dies ist das ernüchternde Ergebnis der VAA-Chancengleichheitsumfrage 2015, deren Ergebnisse Sie in Auszügen in dieser Ausgabe des VAA Newsletters finden.
Dieser Befund ist in seiner Grundaussage mehr oder weniger unverändert geblieben, seit der VAA die Chancengleichheitsumfrage im Jahr 1990 zum ersten Mal durchgeführt hat. Bei der nunmehr sechsten Befragung dieser Art können wir dabei allerdings erstmals auf eine wissenschaftlich fundierte Auswertung zurückgreifen, die wir mit Unterstützung von Professor Matthias Spörrle von der Privatuniversität Schloss Seeburg erstellt haben. Zum ersten Mal wurden die im Rahmen der Umfrage ermittelten Geschlechterunterschiede bei der erreichten Karrierestufe darauf geprüft, ob sie von anderen Faktoren wie Alter, Qualifikation, Dauer der Berufstätigkeit oder Teilzeittätigkeit beeinflusst werden. Das Resultat: Dass die befragten Frauen seltener Karriere gemacht haben als ihre männlichen Kollegen, ist nicht auf Unterschiede bei diesen soziodemografischen Merkmalen zurückzuführen. Es ist an der Zeit, dass sich die Unternehmen dieser Realität stellen.
Es gibt bei den Umfrageergebnissen auch positive Aspekte, die auf eine weitere Entwicklung in Richtung echter Chancengleichheit hoffen lassen. So hat sich der Frauenanteil unter den teilnehmenden leitenden Angestellten gegenüber der letzten Umfrage erhöht. Bei der Inanspruchnahme von Teilzeit und Elternzeit gibt es vor allem bei den jüngeren Befragten eine spürbare Angleichung zwischen den Geschlechtern. Auch wenn noch immer vor allem Frauen solche Instrumente nutzen und damit den Großteil der zumeist dahinterstehenden Familienarbeit leisten, scheinen sich die Dinge hier in die richtige Richtung zu bewegen.
Andererseits erlebt nur ein Viertel der befragten Frauen und knapp die Hälfte der befragten Männer Chancengleichheit in Bezug auf Alter, Geschlecht und Herkunft als Bestandteil der gelebten Firmenphilosophie in ihren Unternehmen. Ein solcher Befund muss ein Alarmsignal für die Personalverantwortlichen sein.
In diesem Sinne ist festzustellen: Es bleibt viel zu tun, packen wir es gemeinsam an!
Dr. Christoph Gürtler
2. Vorsitzender des VAA