Krisenvermeidung durch Inflation

Kehren höhere Inflationsraten zurück, weil die großen Zentralbanken das Ziel der Geldwertstabilität aufweichen?

Die Folge: Staatsschulden wurden exorbitant aufgebläht, Konjunkturimpulse verpuffen weitgehend wirkungslos und mittelfristig droht auch eine erheblich höhere Inflation. Diese würde zwar die Schuldenlast lindern, aber den Konsum und das Verbrauchervertrauen entscheidend schwächen. Durch eine Festsetzung höherer Inflationsziele, so die Argumentation der IWF-Strategen, könne man derartigen Entwicklungen vorbeugen.

Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel

Auf den IWF-Vorschlag folgte ein Sturm der Entrüstung. Kritiker – EZB, Bundesbank und zuletzt auch Paul Volcker, einer von Obamas Chefberatern in der Finanzkrise – warnen vor nicht abschätzbaren Risiken höherer Inflationsziele für die Preisstabilität. Gerade in Deutschland, wo die Weimarer Inflation als Trauma tief im kollektiven Gedächtnis verwurzelt ist, wäre ein solcher Schritt nicht zu vermitteln. Höhere Inflationsziele setzen den Hebel bei den Symptomen der Finanzkrise an, nicht bei ihren strukturellen Ursachen. Des Weiteren stünde nicht weniger als die Glaubwürdigkeit der Zentralbanken auf dem Spiel, die über zwanzig Jahre hinweg an einem Inflationsziel von 2 % festgehalten haben. Sind doch Glaubwürdigkeit und Verlässlichkeit die Grundvoraussetzungen für eine effektive monetäre Bekämpfung zukünftiger Krisen.

Der IWF-Vorschlag ist denn auch im derzeitigen Stadium nicht als Handlungsvorgabe, sondern eher als Gedankenexperiment zu verstehen. Er provoziert und regt zur Diskussion an. Zumal diese über lange Zeit in den 70er Jahren vom sogenannten Phillips-Theorem beeinflusst wurde. Danach sank die Arbeitslosigkeit mit moderat steigenden Inflationsraten, weil Investitionen letztlich für billiges Geld leichter unternommen wurden.

Auf der Suche nach Auswegen aus der Krise muss man zuweilen mit gängigen Konventionen brechen. In diesem Fall jedoch, da ist sich die Mehrzahl der Experten einig, würde ein solcher Bruch mehr Schaden anrichten als Nutzen bringen.

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